« Schützen »
Restaurant / Landgasthof mit darüberliegenden Wohnungen, Schopf und Gartenwirtschaft
Zur Info: Das Projekt Schützen wird der kommenden Korporationsversammlung erneut zur Abstimmung vorgelegt, nachdem es wegen verschiedener Kritikpunkte zurückgewiesen worden war. Das Haus wird – mit einem Stock weniger – viel niedriger und mit etwas mehr Breite weniger markant. Gasträume und Küche sind nun auf Bodenniveau. Die Anlieferung und Vorbereitung liegen, ebenfalls bodeneben, im Untergeschoss, auf Höhe des Tennisclubs. Wir hoffen nun allen Anliegen der Bürgerinnen und Bürger entsprochen zu haben, schliesslich wird dieses Haus, dieser Gasthof für Sie gebaut werden. Den Baubeschrieb, der aktuell zur Baueingabe gereiften Pläne, lesen sie im Folgenden, daneben gibt es zum Dowload hochaufgelöstes Bildmaterial:
ORTSBAU – LANDSCHAFT
Der Schützen liegt ausserhalb von Unterägeri im flachen Weidland, im Oberboden. Der Gasthof ist von diversen Freizeitanlagen wie Tennisplätzen, einer Rämselbahn, Langlaufloipen, und den beiden, etwas entfernter liegenden Anlagen der Gewehr- und Armbrustschützen umgeben. Das neue Gasthaus soll Zentrum der Anlage werden und zukünftig einmal so wirken, als stünde es schon lange ihier, länger als seine Nachbarn. Anstelle des Strassenverlaufs prägt daher der Geländeverlauf die Setzung der Baute. Der Gasthof wird nicht ein Beliebiger unter vielen anderen sein, sondern ein für Unterägeri charakteristischer Eingang und Markierung des anschliessenden, wunderbaren Landschaftsraumes. Er soll Ausgangs- und Rückkehrort für Wandernde, Hündeler:innen, Biker:innen sein – offen für Alle.
Das kompakte Volumen des Punktbaus beansprucht, wie eh und je, einen kleinstmöglichen Fussabdruck. Er versiegelt die Landschaft nur minimal. Hauptrolle spielt die Kulturlandschaft. Damit gelingt es auch, die auffälligen Flutlichter und Sendemasten zu relativieren und visuell in den Hintergrund zu drängen. Die prägenden Wesensmerkmale sollen wieder das umliegende Weidland, der eingewachsene Bach, die nahen Moore und baumbestandenen Hänge bilden.
Der Kleinbau der Swisscom bildet zusammen mit dem Restaurant, Clubhaus und neuen Trafo, trotz etlicher Verschiedenheiten, ein mögliches Ensemble. Im Süden, von der Strasse her kommend, entsteht ein Eingang. Rund um das Haus sind Freiräume und Sitzgelegenheiten der Gastronomie verteilt. Die mit dem Neubau grosszügier bemessenen Sitzflächen profitieren draussen bis in die Abendstunden vom Sonnenschein. Im Norden gibt es keinen 'Hinterhof' mehr. In einer ‘Tennislounge’ kann das Geschehen auf den Sandplätzen aus erhöhter Position verfolgt werden. Ein neuer Weg verbindet Clubhaus und Tennisplätze und weist in den Naturraum der Rämsel. Während sich grössere Kinder vielleicht entlang des Bachs aufhalten, finden sich für die Kleineren im Westen der Parzelle verschiedene Spielgeräte in Elternnähe. Der Spielplatz ist passend zum Ort mit natürlichen Materialien ausgestattet: Holz, Findlinge und Seile. Neben dem Spielplatz bildet eine Buvette, welche in wärmeren Monaten bei Bedarf als Aussenbar und im Winter als Lager für das Mobiliar dient, den Abschluss des Gartenrestaurants. Östlich des Neubaus bieten sich hübsche Sitzgelegenheiten um einen Brunnen. Es hat Platz für einen zukünftigen Kräutergarten der Küche.
VOLUMETRIE – PUNKTBAU
Die Volumetrie als Punktbau ermöglicht nahezu ein Rundumpanorama. Ein Haus ohne Rücken. Es wirkt allseitig offen, öffentlich und einladend. Für Halb-, Turnschuhe und schwere Stiefel. Die Firste orientieren sich gleich wie die Walmdächer der Schützenhäuser. Die Baute liegt so im Geländeverlauf rechtwinklig zu den Höhenlinien. Damit entstehen zu den in rigider Ost-West Richtung angeordneten Tennisplätzen nicht parallele, sondern offen wirkende Raumgefüge und L-förmige Nischen. Unter dem grossen, von Weitem sichtbaren Dach vermutet man Schutz. Das Haus scheint neu und vertraut. Vielleicht auch wie eine riesige, einladende Laterne.
Im Untergeschoss befinden sich die Technik- und Lagerräume, WC- und Garderobenanlagen, die Entsorgung sowie die Vorbereitungsküche der Gastronomie. Im Gastraum im Erdgeschoss lässt sich bei Bedarf ein Säli abtrennen. Die zentrale Theke gewährleistet bei wenigen Gästen einen personalarmen Betrieb. Über einen kurzen Verbindungsgang gelangt man in die Produktionsküche. Das Angebot kann mittels Buvette, also einer Sommerbar, Aussenschankstelle oder dergleichen, ergänzt werden.
Über der Gastronomie liegen in jedem Geschoss zwei dreiseitig orientierte und dadurch sehr helle Wohnungen. Die beheizte Wohnfläche reduziert sich, je weiter oben die Wohnung liegt. Dafür werden die Aussenräume umso grösser. Die Balkone erinnern an die horizontalen Linien historischer Klebdächer. Im Zentrum der Geschosse liegen die Wohnräume. Die Schlafzimmer liegen an den Fassaden und können so auch weniger stark geheizt werden. Erschlossen werden die Wohnungen durch den Hof neben dem Clubhaus. Dort liegen auch die überdachten Autostellplätze, Reduits sowie ein Veloraum.
KONSTRUKTION – MATERIAL
Das massive Untergeschoss ragt als Sockel nur minimal aus dem Boden und wird vom ausladenden Terrassen-Plateau weitgehend kaschiert. Darüber liegt der Holzbau in erhabener Position. Ähnlich wie bei der biepsielhaften Rotonda von Palladio wirkt das Restaurant als nach allen Seiten geöffnetes Inneres. Die verglasten Wände um die Gasträume werden aussen mit einem Holzgeflecht versehen. Das öffentliche Erdgeschoss erinnert an eine Laube im Garten, sie hat etwas Vermittelndes zwischen innen und aussen. Der Gast fühlt sich so weniger ausgestellt und dennoch ist das warm strahlende Restaurant bei Dunkelheit von Weitem sichtbar.
Die statische Struktur tritt innen und aussen in Erscheinung. Augenfällig ist dies bei den sichtbaren Balkenlagen sowie den klar strukturierten Aussenwänden. Das steile, schützende Dach und die umlaufenden Balkone lösen mit ihren Vorsprüngen den konstruktiven Holzschutz.
Die Mittelwand zwischen den Wohnungen im 1. Obergeschoss ermöglicht als tragender Überzug stützenfreie Gastronomie-Räume. Die Unterzüge der Primärstruktur verlaufen sichtbar in Ost-West Richtung und orientieren sich am Raster des Grundrisses. Dadurch entstehen moderate Spannweiten für die sekundäre Deckenkonstruktion, welche durch eine Balken-Rippendecke (REI 60) mit Schüttung gebildet wird und so dem Brandschutz sowie dem Schallschutz Rechnung trägt.
Der massive, betonierte Erschliessungskern löst neben der sicheren Entfluchtung auch die vertikale Gebäudeaussteifung. Die Aussenwände sind als einfache, vorgefertigte Rahmenbauwände konzipiert. Die sichtbaren Holzoberflächen tragen zu einer wohnlichen Atmosphäre bei. Eine gute Raumakustik und Behaglichkeit sind gewährleistet.
Als Baumaterial sollen vor allem Holz, Mondholz und Stein aus der Region, wenn möglich aus dem Ägerital, verwendet werden. Somit bleiben die Transportwege kurz und die Wertschöpfung lokal. Unterägeri kennt noch heute das traditionelle Reisten der Nadelholzstämme. Grundsätzlich soll eher Schnitt- statt Leimholz verbaut werden. Auf Folien wird nach Möglichkeit verzichtet. Kies und Sand für Beton und Verputz könnten aus den Kieswerken in Menzingen oder Neuheim stammen. Die rötliche Färbung soll nach Möglichkeit durch einen Verrucano-Zuschlag erreicht werden.
Ziel ist es, ein sehr robustes, langlebiges Haus zu bauen, das auch in über hundert Jahren noch Freude machen wird und kaum Unterhalt bedarf. Mit einer hochwertigen Bauweise und einfacher Konstruktion aus regionalen, natürlichen Materialien wird es wunderschön altern und über das Ägerital hinaus als einladendes Haus Vorzeigecharakter haben.
--
Studienauftrag im Einladungsverfahren, Ersatzneubau Landgasthof mit Wohnungen. Wettbewerb: Benedikt Profanter; Projektleitung Architektur Vanessa Beer; Holzbauingenieur Peter Makiol / Stefan Schlegel, Makiol Wiederkehr AG; Bauleitung Dani Widmer / André Altmann, Widmer | Partner Baurealisation AG, Bauingenieur René Hantzsch, Moos Bauingenieure AG; Elektroingenieur Thomas Freimann, Freimann Smart Building GmbH; HLS Planung inkl. Fachkoordination Reto Scherer, H5 Haustechnik AG; Bauphysik Peter Gisel, RSP Bauphysik AG; Brandschutz Ruedi Hauenstein, Makiol Wiederkehr AG; Landschaftsarchitekten Iris Tijssen, Atelier tp Landschaftsarchitekten; Gastroplaner Roland Alig, Alig Grossküchen ag;