« Bedeutung durch gemeinsames Bauen. »
Haltung Wir wollten die alte, steinerne Glärnischhütte weiterbauen und sie mit einem neuen ebenso steinernen Kopf abschliessen. Kontrastierende Leichtbauten wären an diesem Ort für uns unverständlich. Natürlich wäre es ein Leichtes und durchaus üblich, vorgefertigte Holzbuelemente mit dem Helikopter aus dem Tal hoch zu fliegen. Wir wollten uns aber selbst beschränken, aus dem Ort und aus seinem Material bauen.
Wir stellten uns vor, die neue Steinschale über den Sommer gemeinsam als Verein zu bauen. Der Helikopter sollte uns als Karette für die gesammelten Steine unterstützen. Durch die Gemeinschaftsleistung würde Identifikation mit dem Erweiterungsbau entstehen: «Das haben wir zusammen geschafft! Weisst Du noch?» Es ging uns weniger um eine besondere architektonische Idee, als darum einen bedeutungsvollen Ort am Berg zu schaffen. Wir schätzen den irgendwie demütigen, hospizhaften Ausdruck bestehender Hütte. Die grosse Materialverfügbarkeit und hotelartigen Komfort des Tals wollten wir hier oben, im unwirtlichen Gelände nicht mehr wiederholen. Es gibt bereits genug Beispiel davon.
Struktur und Ordnung. Herzstück Treppenhaus. Ordnung ist das halbe Leben. Vor allem in einer Clubhütte ist sie Grundlage für effiziente Abläufe. Kurze Wege und viel Stauraum sind notwendig. Wir packen uns daher das folgenreichste Scharnier: Das Treppenhaus. Derzeit liegt es eng gedrängt und wenig leistungsfähig als enger Stiegenschacht an der feuchtnassen Nordwand. Obwohl der Aufwand nicht unerheblich ist, glauben wir mit dieser Neupositionierung einen Umbau zum Gelingen zu bringen. Die neue Treppe wird stark vereinfachend und geradläufig. So kann sie an allen Ecken und Seitenwänden erschliessen. Hinderliche Wendelstufen und Halbpodeste wird es zukünftig nicht mehr geben. Das neue Treppenhaus erfüllt die Anforderungen betreffend Fluchtwegen und Brandschutz. Seine zentrale Lage schafft nutzbare Zwischenschichten. Zur hangseitigen Wand entstehen Lagerflächen und Schlafräume. Die heute stark durchfeuchtete Wand wird freigespielt und damit gut belüftet.
Der Treppenkörper liegt der Länge nach mittig unter dem First und unter den Pfetten. Weitere Gänge bzw. zusätzliche Erschliessungflächen braucht es keine mehr. Die Nutzungen liegen nun effizient übereinander. Nutzungswechsel können so flexibel aufgefangen werden. Eine Türe zu ergänzen und einen neuen Raum an das Treppenhaus anzuhängen ist einfach machbar.
Kommandozentrale Küche. Zweites Herzstück. Die Küche liegt im neuen Kopfbau. Strategisch günstig zwischen Aussen-und Innenräumen, bediente Essräume und Terrassen. Von der Küche aus überblickt man alles. Den Ankunftsraum, die Esssäle, das Kioskfenster und die südlichen Terrassen. Auf der Eckbank sitzend sieht man, welche Gäste kommen oder gehen.
Die Wege des Personals bleiben kurz. Alle Gast- und Aussenräume befinden sich auf dem selben Niveau wie die Küche. Statt an der früheren ‚Roten Theke’ Getränke zu holen, gehen sie nun zum Kioskfenster auf der oberen Terrasse. Hinter der Küche liegen Lager- und ein Vorbereitungsraum. Geschirr und Besteck werden in den beidseitig bedienbaren Schränken bereitgestellt. Waren aus dem nebenliegenden Lager werden hier für die Küche vorbereitet. Es wäre denkbar eine lawinensichere Tür zum Holzschopf zu ergänzen.
Der helle Ankunftsraum mit Anschlagbrett für Broschüren und Infos bietet ein grosszügiges Sitzfenster mit Aussicht. Morgens steht in diesem Raum das Frühstücksbuffet.
Weiterbauen. Effizient und integrativ. Wir bauen weiter, unter dem gleichen Dach. Die Erweiterung in Naturstein wirkt wie eine Extrusion des Bestandes. Es wäre grandios, würden wie bei der Terrihütte in der Greinaebene die Mitglieder der Sektion Tödi unter Anleitung von Fachpersonen den Steinanbau realisieren. Möglicherweise könnte man mit dem Zivilschutz zusammenspannen oder doch mit Handwerkern arbeiten. Beispiele wie die aktuelle Erweiterung der Albert Heim Hütte lassen hoffen, dass trotz landläufiger Leichtbaukonstruktionen dies ein gangbarer Weg wäre. Eine eingeschränkte Material- und Konstruktionswahl bedarf mehr Denkarbeit. Sie wird aber dadurch zu poetischeren und bedeutsameren Lösungen führen, die eine Nähe zum Berg zulassen, statt Bau und Landschaft als Kontrapunkte zu verstehen.
Gebaut werden zuerst die inneren Wände mit massiven Holzelementen. Je nach Raumart werden sie getäfert oder mit anderen Finishes beplankt. Aussen, mit etwas Abstand für die Hinterlüftung, entsteht die selbsttragende Aussenwand. Eine Natursteinfassade mit Betonstürzen und dicken Fenstersimsen. Die Fenster und Läden in Lärchenholz werden ohne Fensterstock, so wie die bestehenden Fenster, an den Wandöffnungen angeschlagen.
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Wettbewerb auf Einladung, 2. Platz, Mitarbeiterin Martina Maurer