« Umbau eines Strickbaus »
Ausgangslage Eine Zürcher Familie entschied, zukünftig in Braunwald zu leben, nicht mehr als Feriengäste zu kommen, sondern als Bewohner:innen zu bleiben. Die ehemalige Alp Rüti wandelte sich Anfang des 20 Jhd. zu einem Kur- und Ferienort. Neben der prägenden Höhenklinik, dem Märchenhotel und den Bauernbetrieben sind hier vor allem Ferienhäuser zu finden. Hotels blieben wenige, denn mit dem Niedergang der Textilindustrie gingen auch etliche, kosmopolite Kontakte verloren. Die Strahlkraft und mondäne Wirkung Braunwalds litt. Geblieben sind die ausserordentlichen, landschaftlichen Qualitäten. Braunwald, eigentlich 'Brunn-Wald', war seit eh und je ein wasser- und waldreicher Ort, der sich auf einer etwa 4km langen Sonnenterrasse hinstreckt und durch ein steiles Felsband vom Tal getrennt ist. Der Ort kann nur zu Fuss oder mit der Standseilbahn erreicht werden. Braunwald versteht sich daher als autofrei, wenn auch nicht verkehrsfrei. Für die Bauerei stellt das eine grosse Herausforderung dar.
Nachbarschaft Unser Haus befindet sich an einem Weg, den Hans Leuzinger für einen Rundweg entlang herausragender Ferienhäuser vorsah. Neben ihm bauten Ernst Gisel, Streiff Egidius und neuerdings Althammer Hochueli bemerkenswerte Häuser hier oben. Im ‚Sunnehüsli’, gab es früher ein Kaffeestübli mit Loggia. Der Strick wurde vermutlich Mitte des 20 Jhd. rechterhand angebaut und der asymmetrische Eindruck verstärkt. Im Haus trafen wir mehrfach angebaute, umgebaute, kleinteilige Räume für zwei Wohnungen an, eine dritte Wohnung lag darunter im Sockelgeschoss.
Neuordnung, Erhalt Absicht war es, mit dem Umbau das Haus weitmöglichst zu erhalten, Wohnungen besser zu ordnen und den Räumen mehr Atem zu verschaffen, ohne die niedrigen Raumhöhen anpassen zu müssen. Die Proportionen, die Balkenköpfe an den Fassaden sollten mit dem Strick bleiben. Der folgenreichste Eingriff war die Verlegung der Haupttreppe. Alles andere richtete sich danach. Die Verbindungstür, um die Ferienwohnung zu bewirtschaften, ebenso die Neuordnung und bessere Belichtung der Sockelwohnung sowie die Organisation der Werkstatt und Technikräume. Insgesamt könnten hier bis zu 21 Personen die Nacht verbringen.
Die Eingriffe waren erheblich, doch wir hielten es für unverhältnismässig, den Bestand abzuräumen, ohne dabei ein besseres Ergebnis mit einem Neubau zu erreichen. Der qualitätsvolle, alte Strick blieb und damit seine Geschichte. Das Innere wurde mit Hohlkastendecken aus Holz gebaut und mit Tannentäfer ausgekleidet. Getäfert und gedämmt wurde nur innen. Den Sockel aus Naturstein spannen eine Bodenplatte und neue Betonwände im Rücken zusammen. So schufen wir Räume auf Neubaustand und stärkten den Kontrast von Enge und Weite. Zwar handelt es sich hier um keine herausragende Einzelbaute, doch wurde eines, der vielen anonymen Häuser erhalten, die so sehr den Charakter der Streusiedlung von Braunwald ausmachen. Materialien Wichtig war, nur mit massivem, ortstypischem Holz zu arbeiten, vornehmlich mit unbehandelter Fichte an den Wänden, Decken und mit geölten Böden. Buchenholz setzten wird dort ein, wo die Beanspruchung grösser war. Auf den Treppentritten, an Handläufen und Griffen. Lärche wurde aussen auf die Fichtenfenster gesetzt. Die Seekieferplatten waren nicht nur dem Budget geschuldet, sondern wirken als zeitgenössischer Ersatz für besondere Maserungen, wie wir sie oft an Nussbaumeinbauten und Möbeln finden. Die Umgebung wird vor allem aus Findlingen des Abbruchs und der rückgebauten Mauerwerke geschaffen. So geht das Wiesland ungehindert bis an die Sockelwände. Nur einzelne Trittsteine zeichnen einen Weg um das Haus.
Autark Eine Photovoltaikanlage versorgt mit einer Wärmepumpe das Haus. Ergänzt wird es von einem Stubenofen mit Absorbertechnik. Die Abwärme des Ofens heizt das Wasser im Speicher. Zudem wird überschüssiger Strom in einen Verbund eingespeist. Ein neuer Glasfaseranschluss und eine Richtstrahlantenne sorgen für die Verbindung in die Welt und für vom Internet abhängige Arbeitsplätze. Es wird nicht nur gewohnt oder eine Auszeit genommen, sondern auch gearbeitet, wofür sich die Bauherrschaft stark einsetzt. Klicken Sie auf das Bild, um mehr zu erfahren:
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Direktauftrag, Bauprojekt und Ausführung Vanessa Beer
Vorprojekt Martina Maurer, Bauleitung vor Ort durch Markus Hermann, Ingenieur Runge AG, Bauphysik Raumanzug, Unternehmer: Baumeister Marti AG Linthal, Holzbau AG mit Stüssi AG, Schmid Fenster Manufaktur AG, Jacober und Elmer Bedachungen AG, TBGS Elektro, Schuler Heizungen, Gmür & Braun Küchen AG, Marti Holzbau, Schreinerei Tödi, Bodenmax AG, Aebli Plattenbeläge AG, Peter Bamert Bodenwelten GmbH, Gisler Ofenbau GmbH sowie Toni Gisler Tiefbau und Umgebungen