« servir et disparaître »
Das Haus Frohsinn in Unterägeri ist nun fertiggestellt. Zuletzt wurden der Brunnen vor dem Haus und das Familienwappen auf dem Dach montiert. Die Fotografien stammen wie immer von Rasmus Norlander. Dieses mal wollten wir die Fotografien um ein Experiment erweitern. Statt wie bisher Bilder mit erläuternden Texten zu ergänzen baten wir Benedikt Profanter das Haus aus seiner Sicht zu dokumentieren. Mittels Film und Interview zeigt er einen anderen Zugang zu unserer Arbeit bzw. zu unserem zweiten 'anonymen' Haus nach dem Kolinplatz. Das Interview in ganzer Länger ist hier zu finden.
The house 'Frohsinn' in Unterägeri is now completed. Finally, the fountain in front of the house and the family emblem of the family were mounted on the roof. As always, the photographs were taken by Rasmus Norlander. This time we wanted to extend the photographs by an experiment. Instead of supplementing the pictures with explanatory texts we asked Benedikt Profanter to document the house from his point of view. Through film and interview he shows a different approach to our work and to our second 'anonymous' house after Kolinplatz. The interview in full length can be found here.
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Studien zeigen, dass die Nutzung des herkömmlichen Wohnzimmers kaum den oft grossen Flächenverbrauch rechtfertigt. Vor allem die Küche, als 'Kommandozentrale' ist weitaus wichtiger und hoch frequentierter Ort in Familienwohnungen. Wir kombinieren daher die grosse Essküche mit einer Sofaecke zu einem recht grossen Raumgefüge. Die Stube ist Erweiterung des Schlafzimmers, Lichtraum und Wintergarten gleichermassen. Es liegt in der erweiterten Diagonale von Eingang und Küchenblock.
Eine Bildfolge mit 28 Bildern, die einen kleinen, exemplarischen Einblick in unsere Arbeitsweise gibt. Es zeigt wie breit wir den Entwurf abstützen wollen. Wie wir den Blickwinkel zu Gunsten eines gesamtheitlichen Bildes stets zu ändern versuchen.
Topos Beim ersten Besuch erstaunte es, wie still und ruhig die Häuserreihe wirkte. Wie laut war doch die wenig entfernte Durchgangsstrasse. Die nördlichen Nachbarn präsentierten ungeniert ihre fahlen Rückseiten. Im Grund schöne Zwischenräume verkamen zu freudlosen, asphaltierten Parkplatzflächen. Dennoch, die ursprünglichen Qualitäten waren teils noch spürbar. Unser polygonaler Fussabdruck schuf Aus- und Einbuchtungen, die den Neubau eng mit seiner Nachbarschaft und Geschichte verknüpften. Auf der anderen Bachseite waren mittlerweile einige der alten Häuser ausdruckslosen und zu hoch geratenen Bauten gewichen. Der Dorfkern zerfiel zur Unkenntlichkeit. Man baute nach Gesetz und verkannte seit langem angelegten Charakteristika.
Tektonik Unser Haus wurde höher als die Früheren. Es war keine der historischen Baute mehr, für Selbstversorger und eine einzelne Familie. Es sollte wie andere, ebenso ein rentables Mietshaus sein. Durch seine Grösse und Wirkung sollte es aber den Dorfkern stärken. Einem Kaltstart gleich begannen wir zuallererst damit die Konstruktion zu bestimmen: Wegen des Materialvielerleis ringsherum, wollten wir die liegenden Hölzer von Blockbauten nun dem Lastabtrag entsprechend vertikal aufrichten. Die einfachen Kantholzreihen könnten von kleinen, örtlichen Zimmereien aufgestellt werden. Der resultierende Ausdruck berührte uns. Er war ungemein direkt, roh. Ja, der Rohbau sollte bereits schon Ausbau sein. Wir verzichteten auf Verputze und Gipstrockenbau. Das entspricht auch dem für das Haus zugedachte Klientel. Ein so rohes Haus wäre nicht jedermanns Sache. Eine gute Voraussetzung. Trotz der später verordneten Anpassung zu einem Holz-Beton-Hybrid blieb seine Wirkung unverändert.
Typus Die Regelgrundrisse entwickelten wir diagonal - hin zum Sonnenlicht der Laternenstuben. Sie öffnen das Haus in die Nachbarschaft. Sie scheinen geradezu in das Dorf zu grüssen. Metallerne, rankgerüstartige Markisen zeichnen die Öffnungen der Laternentürme nach. Sei spannen das Haus auf und brechen, wie die rote Farbe das Volumen. Im gedämpft belichteten Zentrum der Wohnung steht ein fahrbares Buffet. Hier liegt die Kommandozentrale des Familienlebens. Das ungewöhnlich grosse Koch-, Esszimmer begrenzt ein Alkoven. Kinder spielen vielleicht davor. Diejenigen, die nicht mehr bei der Tischgesellschaft sitzen mögen ruhen hier. Die helle Laterne liegt dahinter. Ein eigentliches Wohnzimmer braucht es nicht mehr. Es wirkt eher wie ein Aussenraum. Wie in einem Wintergarten sitzt man vor den Baumkronen.
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Topos During the first visit it was astonishing how quiet and peaceful the row of houses had appeared. How noisy was the little distant thoroughfare. The northern neighbours presented their pale backs. Former beautiful spaces in between turned into joyless, asphalted parking lots. Nevertheless, the original qualities were still partly noticeable. Our polygonal footprint created spacial bulges and concaves that inweaved the new building with its neighbourhood and history. On the other side of the little creek, some of the old houses had given way to expressionless and too high buildings. The village centre fell apart and became unrecognizable. One built them in accordance with the law, but neglected long established characteristics. We wanted to do better.
Tectonics Our house became higher than the existing ones. It was not one of the historical buildings any more, for self-sufficient people and single families. Like others nowadays, it was intended to be a profitable apartment house. But by its size and impact it should strengthen the original atmosphere of the village centre. First of all, like a cold start, we began to determine the constructional concept: Because of the material muddle all around, we simply wanted to vertically put up lying wooden logs of the surrounding blockhouses, according to their load bearing. The simple rows of squared lumber could be erected by some small local carpenters. The resulting expression touched us. It was tremendously direct, raw. At once we understood, the structural work should already be the interior finishing. So we avoided plastering and dry gypsum construction. That also corresponds to the clientele that was intended for the house. Such a raw structure would not be everyone's cup of tea. A good precondition, we found. Despite the later ordered adaptation to a wood-concrete hybrid, its character remained unchanged.
Typus We developed the standard floor plans diagonally - towards the sunlight of the so called Lantern Parlor. They open the house into the neighbourhood. They seem to greet to the village. Metallic, scaffold-like awnings trace the openings of the Lantern Towers. They span the house and, like the red colour, break up the volume. A trolleylike buffet stands in the dimly lit centre of the apartment. This is the headquarters of family life. The exceptionally large cooking and dining room is confined by an alcove. Children may play in front of it. Those who no more like to stay at the table rest here. The bright Lantern lies behind it. An usual living room is no longer needed. The corner room seems more like an outside space. Like in a winter garden one sits in front of the treetops.
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Auftrag nach privatem Einladungsverfahren: Mehrfamilienhaus in Unterägeri, Projektleitung und Ausführung Martina Maurer, Projektleitung Bauprojekt und prov. Ausführungsplanung Reto Fuchs, Mitarbeit Entwurf: Stephanie Stratmann, Bauleitung durch Widmer und Partner Ag, Zug